Ein Törn quer durch Deutschland

zwischenablage03Dieses Jahr hatte ich ein paar Urlaubstage aus dem letzten Jahr übrig, und habe mir über Ostern Ende März ein paar freie Tage erlaubt. Da ich allerdings vom Typ her nicht zu Hause auf der Couch liegen kann musste ich raus. Weil der Winter gefühlt eh schon zu lang war und meine Sehnsucht nach Wasser schier unerträglich wurde, habe ich mich auf die Suche nach einem kurzfristigen Bootstörn gemacht. Ich bin auch fündig geworden, allerdings handelte es sich nicht um einen klassischen Segeltörn. Ich habe einen Überführungstörn über die deutschen Kanäle gebucht. Man segelt also nicht, sondern fährt im Grunde ausschließlich unter Maschine. Es ist ein stumpfes/ stupides geradeaus auf absolut still daliegenden Wasserstraßen. Nicht selten ist dabei auch die Landschaft so idyllisch, dass man sich fühlt, als sei die Zeit komplett stehen geblieben.

10 Tage lang war ich unterwegs. Los ging es in Bergkamen-Rünthe auf den Datteln-Hamm Kanal bei ziemlich miesem Wetter: Nieselregen und Arschkalt – das widrigste Wetter um an Deck auf einem Schiff zu stehen. Bei dem Schiff handelte es sich um eine Bavaria 50 Segelyacht, deren Mast nicht an Bord war. Dieser lag viele km weiter nördlich in Rendsburg und wartete darauf, aufgestellt werden zu können. Von Bergkamen aus ging es gen Westen in Richtung Dortmund-Ems-Kanal. Auf diesem angekommen ging es nun ziemlich genau nach Norden. Vor uns lag als Tagesziel die Schleuse in Münster. Diese haben wir erreicht, aber leider wurde sie direkt am ersten Abend zur Nervenprobe. Die Schleusenwärter wollten uns nur gemeinsam mit Berufsschiffen schleusen. Zwei lange Schiffe hinter einander passten rein – für ein drittes Sportboot war eigentlich kein Platz. Dennoch haben wir es trotz Dunkelheit gepackt. Mit tatkräftigr Unterstützung der Berufsschiffer und quer gespannten Leinen konnten wir noch auf dem letzten Meter der Schleuse mit durchgebracht werden.

Von Münster aus ging es dann auf den Mittellandkanal. Auf diesem waren wir dann auch bis Hannover unterwegs. Aufgrund des noch sehr frühen Sonnenuntergangs sind wir stets früh gestartet. Dennoch hatten wir mehrere Nachtfahrten. Diese waren teilweise besonders intensiv, denn bei Dunkelheit ist es tatsächlich gar nicht einfach, den Abstand zum Ufer richtig einzuschätzen, Kurven zu erkennen und Gefahren auszuweichen. Dennoch haben wir das Schiff sicher durch gebracht. Auf dem Elbe-Seitenkanal ging es durch das Schiffshebewerk Scharnebeck. Hier ging es binnen drei Minuten 38m in die Tiefe. Es fühlte sich an wie eine überdimensionale Aufzugsfahrt. Die Wände der Türme zu beiden Seiten wurden immer höher. Das war wirklich beeindruckend.

Auf der Elbe ging es dann nach Hamburg, wo wir direkt im Stadthafen neben dem Feuerschiff festgemacht haben und einen Nachmittag zum entspannen hatten. Wettertechnisch wurde es hier nochmal besonders haarig, denn ein kurzer starker Hagelschauer überraschte uns. Von Hamburg aus ging es weiter Richtung Nordostsee-Kanal. Bei 5 Bft musste das Schiff zum Ende hin gegen eine 1,5m-Welle genau gegenan kämpfen. In Rendsburg am NOK wurde dann der Mast gestellt und das ewige Motorengeräusch konnte endlich abgestellt werden. Das erste mal unter Segel. Als ganz besonderes Highlight begrüßten uns bei der Einfahrt in die Ostsee die einzigen echten Delphine der Ostsee – Selfie und Delfie.

Alles in allem war es ein spannender Törn mit vielen neuen Eindrücken. Eine direkte Wiederholung an sich brauche ich nicht, dafür war es zu eintönig, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

 

Ein paar Bilder vom Törn